Chalk Back Deutschland e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, welcher als Dachverband von allen deutschen Chalk Back (@catcallsof) Accounts fungiert. Wir sind eine Zweigstelle der internationalen Organisation Chalk Back, die 2016 in New York mit @catcallsofnyc begann und seit Oktober 2020 eine eingetragene non-profit Organisation ist. Uns gibt es seit Januar 2021 als Verein, die ersten deutschen Chalk Back Accounts wurden jedoch bereits Anfang 2019 gegründet. Die meisten unserer Mitglieder geben bei der Account-Gründung an, dass sie selbst vermehrt Betroffene von Catcalling waren und dem etwas entgegensetzen möchten.
Unsere Arbeit findet im öffentlichen Raum sowie auf Social Media statt. Auf unserer Instagram-Seiten bekommen wir Privatnachrichten zu Vorfällen von (verbaler) sexueller Belästigung, die sich in der jeweiligen Stadt ereignet haben. Diese kreiden wir dann am Ort des Geschehens im wahrsten Sinne des Wortes an, machen ein Foto und posten dies zusammen mit der anonymisierten Nachrichten auf Instagram.
Damit wollen wir zum einen den Ort für die betroffene Person zurückerobern und zum anderen die Menschen, die an den Ankreidungen vorbeilaufen, darauf aufmerksam machen, dass dort Belästigung passiert. Die Instagram-Accounts sind dafür da, die Arbeit zu dokumentieren und die Ankreidungen zu bewahren, weil sie dort nicht vom Regen weggewaschen werden können.
Zusätzlich zu unserer #ankreiden-Arbeit geben wir auch Workshops zum Thema Catcalling und Alltagssexismus für Gruppen ab 16 Jahren. Mehr dazu findest du hier.
Weltweit gibt es derzeit 327 Chalk Back Accounts – darunter 226 in Europa und 127 in Deutschland (eine Übersicht zu allen Accounts in Deutschland findest du im Pressekit oder auf der Karte).
Die Accounts sind untereinander vernetzt und arbeiten auf nationaler sowie internationaler Ebene gemeinsam an Kampagnen (z.B. #16DaysofActivism von der UN Women oder gemeinsame Aktionen zum Pride Month) und unterstützen uns gegenseitig.
Catcalling ist in den allermeisten Ländern und auch in Deutschland nicht strafbar. Selbst wenn es strafbar ist, ist eine (erfolgreiche) Anzeige nur schwer möglich, da Täter:in und betroffene Person sich i.d.R. nicht kennen und die Täter:innen den Ort des Geschehens meist schnell wieder verlassen, in Gruppen agieren und/oder eine Bedrohung für die betroffene Person darstellen, sodass diese sich der Situation entziehen muss, um weitere Übergriffe von sich abzuwenden.
Sehr problematisch ist, dass verbal sexuell belästigende Aussagen gesellschaftlich meist als Komplimente abgetan werden. Zudem macht unsere Gesellschaft Betroffene häufig für diese Art von Belästigung verantwortlich, indem bspw. ihre Kleidung kritisiert wird. So wird dieses Verhalten normalisiert. Aus diesem Grund ignorieren viele Betroffene das Geschehene oder suchen die Schuld sogar bei sich selbst.
Aufgrund dieser etablierten gesellschaftlichen Strukturen ist unsere Organisation und Arbeit sehr wichtig. Die vielen Posts und persönlichen Nachrichten machen deutlich, dass Catcalls eben keine Komplimente sind. Gerade Menschen, die von der Problematik selbst nicht betroffen sind und daher nicht wissen, wie alltäglich dieses Verhalten für bestimmte Personengruppen der Gesellschaft ist, muss dringend aufgeklärt und sensibilisiert werden.